Kleine Geschichte der Häuser Grafenberger Allee 399 – 401

Kleine Geschichte der Häuser Grafenberger Allee 399 – 401
© Stadtarchiv
26.12.12
Theodor Crux schreibt über die Stadtentwicklung in Grafenberg um die Jahrhundertwende
Etwa 1885 - 1890 wurde auf dem Grundstück Grafenberger Allee 399 ein Gartenlokal "Erholung" errichtet "Erholung" am Stadtrand" so schrieb eine Düsseldorfer Zeitung vor vielen Jahren, anläßlich des 75 jährigen Bestehens des Grafenberger Heimat und Bürgervereins.

"Szenen einer Idylle: Ein alteingesessener Düsseldorfer hütet diese Ansichtskarte aus dem Jahre 1898 - eine Familie grüßt damit die Freundin zum Jahreswechsel -, als liebenswerten Schatz. Wer aber erinnert sich noch an die große Ausflugsgaststätte "Erholung", die über einen Festsaal, einen großen Wirtsgarten, und in der Nachbarschaft über einen hübschen See (Ostparkteich) zum Kahnfahren verfügte?

Das beliebte Gasthaus stand an der Grafenberger Chaussee, der heutigen Grafenberger Allee und hatte die Hausnummer 399. Das war in unmittelbarer Nähe der Bahnschranke auf dem Straßenstück zwischen Irmgard- und Limburgstraße. Pächter war der Wirt Franz Schieffer.

Gebaut wurde die "Erholung" in den Jahren 1893 bis 1895 von den Düsseldorfer Bankiers Anton Wiebels und Wilhelm Auffermann. Und die Straßenbahn gab es, wie das zierliche Bildwerk zeigt, damals auch schon." Das Haus wurde in "Fachwerkbauweise" errichtet und hatte 3 Etagen. Sicherlich auffallend in der sonst noch unbebauten Gegend zu der damaligen Zeit.

Grafenberger Chaussee 399-401

Das unbebaute Eckgrundstück 395/397 (Flur 1673/8) wurde vom Landmesser Rudolf Schafft, der damals im Hause Irmgardstr. 3 wohnte erworben. Die Restauration (Grafenberger Allle 399; (Flur 765/8 und 764/8) wurde von Josef Aders angekauft.

1918 kaufte Mutter Maria Theresia Tauscher, vom Orden der Carmeliten vom göttlichen Herzen Jesu die Grundstücke und Aufbauten, von Herrn Rudolf Schafft, einem Städt. Landmesser, zum Preise von 26.00 M je qm. Flur 1673/8 Das Haus hieß nun "St.Josephsheim - Stiftung" für heimatlose Kinder. Gleichzeitig kauften die Carmeliten die Grunstücke Flur 765/8 und 764/8 von Herrn Jos Aders, früher Brauerreidirektor, jetzt Rentner.

Die Schwestern bauten Haus und Festsaal an und um, wie der Zeichnung im Vergleich zum Foto der Gartenwirtschaft, zu entnehmen ist. Der Festsaal wurde eine Kapelle mit Oratorium und Sakristei. Es war also nicht die erste kath. Kirche in Grafenberg denn die Ursula-Kirche bestand schon.

Der in Grafenberg damals tätige Kaplan Hochherz schrieb 1965, anläßlich des 100 jährigen Bestehens der Firma F.A.Crux, dem Inhaber einen Glückwunsch und erwähnte, sich noch gut an die Besuche im "Kinderheim" zu erinnern. 1922 war der Bauplan für den Bau des Hauses Grafenberger Allee 401 fertig gestellt, doch wurde das Vorhaben wegen der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse erst in der zweiten Hälfte der Zwanziger Jahre vom neuen Eigentümer, der Firma F.A. Crux verwirklicht.

 Nur 10 Jahre konnten die Schwestern das Heim halten. Wahrscheinlich waren wirtschaftliche Gründe maßgebend für die Veräußerung.

Zeichnung:Kapellenansicht zur Irmgardstr.

Grundriß des Kinderheimes 1922

Plan für den Aufbau Grafenberger Allee 401

1928 verkaufte das Kinderheim St. Theresia in Neuss, Graf Landsbergstr. 3 im Auf trage der "St. Josephsheimstiftung für heimatlose Kinder" zu Vechta alle Grundstücke Flur 12 1900/8 Grafenberger Allee, 1901/8 Grafenberger Allee, 1902/8 Irmgardstr. und 1 903/8 Irmgardstr. an Herrn Theodor Crux, Kaufmann zu Düsseldorf.

Bezeichnend für die Zeit der Wirtschaftskrise ist ein Brief des Kinderheimes mit der Bitte, zusätzlich zur vereinbarten Zahlung Mk. 2.000,00 zu überweisen, da sich das Kinderheim Neuss in großer Verlegenheit befände. In dem Antwortbrief schreibt der neue Eigentümer, er habe schon im April, die erst am 1.7.31 fällige Rate von Mk 4.000,00 überwiesen nun könne er dem neuen Wunsch beim besten Willen nicht entsprechen wegen der außerordentlich schlechten Wirtschaftslage.

Die Steuern und sonstigen Lasten sind so drückend wie man das bei Vertragsabschluß vor 3 Jahren nicht voraussehen konnte. Theodor Crux verlagerte die Fabrikation von Zwieback - Keks - Biskuits von der Schadowstr. 73 nach Grafenberg. Neuer Besitzer wurde die Firma F.A.Crux, Zwieback-Keks-Bikuitfabrik.

Firma F.A.Crux - 1929 Erhebliche bauliche Veränderungen waren erforderlich um eine zeitgemäße, rationellere Fabrikation zu ermöglichen. Der Garten 401 und die Kapelle 399 wurden unterkellert, der Garten teilweise überbaut und die Häuser 399 und 401 den veränderten Verhältnissen angepaßt.

Die Obergeschosse von 399 wurden zur Wohnung der Familie des Inhabers. Die zugemauerten Fenster der Kapelle waren noch deutlich von der Irmgardstraße aus zu erkennen. In 401 Erdgeschoß wurden Büroräume und in der 1. Etage die Schokoladenabteilung eingerichtet. Im Hofraum, früher Garten, stand das Kesselhaus zum Beheizen der Öfen. Die Kohlen kamen mit Pferdefuhrwerken vom Bahnhof Grafenberg und wurden vor dem Torweg abgekippt. "Eu" und andere Nichtseßhafte kamen dann aus dem Caritasheim, Rather Broich gerne um die Kohlen mit der Schubkarre in das Kesselhaus zu karren.

Nicht nur wegen der Vergütung sondern auch wegen der großen Tüte "Bruch" (Bruchzwieback), die zu jeder Handreichung gehörte. Der Inhaber legte Zeit seines Lebens großen Wert auf die Gestaltung eines gepflegten Vorgartens der erst in den 60iger Jahren der Straßenverbreiterung weichen mußte. Die Grundstücke Ecke Irmgardstraße waren nicht bebaut, dort entstand ein großer Garten der von den gewerblichen Angestellten in der Wirtschaftskrise gepflegt wurde denn in der Fabrik war kaum Arbeit. Keiner wurde entlassen.

Erfolg, 1936 mußten die Grundstücke Grafenberger Allee - Irmgardstr. Flur 12 - 1902/8, 1903/8, 1900/8, 1901/8, aus Gründen der Umschuldung verkauft werden und dort sind dann Wohnhäuser gebaut worden. Beim Schützenfest in Grafenberg wurden in alle Fenster der Häuser 399 und 401 Lichter gestellt. Die kleinen Glasvasen waren mit Kordeln am Fensterrahmen befestigt damit der Wind sie nicht wegblies. Im Vorgarten stand ein großer Fahnenmast an dem die Düsseldorfer Fahne gehißt wurde.



399 - 1938 Bombenschäden am Haus 399 -1946

1960 wurde die Zwiebackfabrik verlagert und die Häuser Grafenberger Allee 399 und 401 umgebaut. Es entstand ein großer Supermarkt, das Haus 401 wurde aufgestockt, die hinteren Produktionsräume abgerissen und ein Parkplatz geschaffen. Leider wurde damals die Fassade des Hauses 399, die starke Bombenschäden zeigte, entfernt und verputzt. Blick auf die Zerstörungen gegenüber 399, - 1946 - mit Vautierstr. und Burgmüllerstr. links das Haus des Zahnarztes Dr.Schöning


Der gleiche Blick 1996 Der gleiche Blick 1996 auf die Grafenberger Allee 399 und 401
Etwa 1930

Theodor Crux
An der Thomaskirche 14
40470 Düsseldorf

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